#4 Moor, Marsch, Geest – Teil 2.

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Fährentage

Nach einer Nacht in Bremervörde fahre ich am Fuß des Ostedeiches der Wingst entgegen. Auf dem glatten Untergrund rollen meine dicken Reifen bestens voran. Ich nehme eine Route, die in etwa einem Teil der Deutschen Fährstrasse an der Oste folgt. 

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Der Ostedeich kurz hinter Bremervörde

Dieser Weg beginnt kurz hinter dem anregend gestalteten Freizeitgebiet am Vörder See von Bremervörde. Wie die vorigen Tage auch, begleiten mich weiterhin die Rufe der auf den Grünflächen rastenden Gänsevögel, die sich auf ihren langen Weg nach Süden vorbereiten. Mein Weg führt zunächst einmal weiter nach Norden. In Gräpel nehme ich die erste Fähre, die mir an der Oste begegnet, den Fluss hinüber. Das Wetter ist an diesem Bundestagswahlsonntag herrlich. Viele Zweiradfahrer jeden Alters sind unterwegs. Der Fährmann hat gut zu tun. Sein Wasserfahrzeug ist eine handbetriebene Prahmfähre, auch Gierseilfähre genannt. Das Seil ist eine strömungsseitig geführte Kette, die von der Fähre aus über den Flussgrund auf das jeweils andere Ufer zuläuft. Der Fährmann zieht die Fähre mittels der Kette in die Strömung, die wiederum mit ihrer Kraft das flache Wasserfahrzeug vorwärts bewegt. Rasselnd gleitet die Kette durch die Halterung. Es dauert nicht lange, und ich sitze, die Sonne im Rücken, im gegenüberliegenden Restaurant, genieße Kaffee und Zwetschgenkuchen und schaue dem bunten Treiben auf der Oste zu. Eine schicke Motorjacht fährt flussabwärts. Kurz danach eine Stand-Up-Paddlerin, der ich heute morgen schon in Bremervörde begegnet bin. Respekt, das ist eine ordentliche Strecke, auch wenn sie mit der Strömung unterwegs ist. Die wechselt hier übrigens ständig mit den Gezeiten die Richtung. Wird auch die Bundestagswahl so enden? Richtungswechsel? Gezeitenwechsel? Wenn dieser Blog-Beitrag erscheint, werden wir vielleicht mehr wissen.


Kettengeräusch beim Betrieb der Prahmfähre
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Prahmfähre bei Gräpel

Nicht weit von Gräpel entfernt erreiche ich die motorbetriebene Broberger Prahmfähre. Für einen Fährenfan, wie ich einer bin, natürlich ein weiteres Muss. Beim Betreten dieses Fahrzeugs störe ich den Fährmann bei der Lektüre von „Wallander. Sein erster Fall.“ Weit wird er damit nicht kommen, sagt er lachend. Es sei doch viel zu tun, legt das Lesezeichen zwischen die Buchseiten und wirft den Motor an. Ruckizucki sind wir auch schon drüben. Und weil mir das Fährefahren soviel Spaß macht, lasse ich mich mit der übernächsten Fahrt auch schon wieder zurückbringen. Muss ich auch, denn meine Route führt auf der gegenüberliegenden Seite weiter. Unterwegs treffe ich ein Rentnerehepaar, ebenfalls mit Pedelecs unterwegs. Der Mann fragt, ob ich mit meinem Navi gut vorankomme. Ich antworte, mittlerweile ja. Er überlege, sich auch so ein Ding anzuschaffen. Aber eigentlich habe er ja schon einen Navi. Und zeigt lachend auf seine Frau mit einer am Lenker ihres Fahrrads befestigten Kartentasche. Sie hat jetzt im wahrsten Sinne bessere Karten als ich. Denn der Weg, den mir meine Routenplanung auf dem Navi geradeaus weiter am Deich entlang vorschlägt, existiert nicht. Da ist kein Weg, nur Wiese. Macht nichts, mein Orientierungssinn bringt mich auf kurzem Umweg wieder zurück auf den rechten Pfad des Radreisenden an der Oste. Und auch dort, wie bisher und weiterhin, begegne ich in den Deich hinein gebauten Ziegelgebäuden dort, wo ein Graben oder Fleet dem Fluss zustrebt. Es sind Siele, die je nach Wasserstand draussen oder drinnen mit ihrer Technik die Entwässerung des Hinterlandes sichern und vor Eindringen von Flutwasser schützen.

Wasser sickert in das Siel
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Siel Abzugsgraben Neuendamm

Insel auf dem Trockenen

Durch Hemmoor und entlang des Neuhaus-Bülkauer-Kanals erreiche ich mein Ziel in Westerhamm, Teil der Gemeinde Wingst und damit wiederum Teil der Samtgemeinde Land Hadeln. Dass Wingst eine Gebietskörperschaft ist, war mir bis dato nicht bekannt. Für mich war die Wingst ein Teil der Landschaft. Ist sie auch. Wie eine Insel ragt sie baumbewachsen aus der Ebene heraus. Tatsächlich ist sie eine Geestinsel. Von weitem wird sie wohl jedem Menschen als Hügel erscheinen. 

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Blick zur Wingst

Der Untergrund des Hügels besteht aus zusammengeschobenem Geröll, Lehm und Sand von Gletschern der Saale-Eiszeit. Sie blieb als Endmoräne neben der flachen Marsch mit ihren fruchtbaren Flusssedimenten zurück, durch die heute die Oste fließt. Bevor die gegenwärtigen Mischwälder aus Buchen, Eichen und Nadelgehölzen heranwuchsen, herrschte bis Anfang des 19.Jahrhunderts Heide- und Weidelandschaft vor. Ich nehme mir einen Tag Zeit, um die Gegend zu erkunden. Am frühen Herbstmorgen zeichnet die Sonne harte Strahlen zwischen die Bäume. 

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In der Wingst

Nachdem ich den Wald der  Wingst-Insel verlassen habe, komme ich am Kreidesee vorbei. Mit seinen Steilufern ist er öffentlich nicht zugänglich. Er lieferte bis 1976 den Grundstoff zur örtlichen Zementproduktion, die heute Geschichte ist. Mit seiner Wassertiefe von bis zu 60 Metern und dem klaren Wasser zieht er viele Taucher und Tauchschülerinnen an. Nur diese und die Bewohnerinnen des Campingplatzes werden am einzigen Zugang durchgelassen.

Die Schwebefähre über die Oste fährt montags nicht. Heute ist Montag. Also muss ich es morgen auf meinem weiteren Weg versuchen. Auf dem Rückweg in mein Quartier statte ich dem Balksee noch einen Besuch ab. Am Rande der Geest bildeten sich Moore und dieser See als Geestrandsee, der unter dem Meeresspiegel liegt. An seinen Ufern sollen Pflanzenarten, die anderswo vom Aussterben bedroht sind, und sechzig verschiedene Moosarten vorkommen. Er verlandet langsam, die Randmoore trocknen aus. Die Ursache sind die landwirtschaftlichen Kultivierungsmaßnahmen im Umland.

Wie auch in den Mooren auf meiner Reise zuvor, gewinne ich einen Einblick in das Moor und auf den See lediglich von einem öffentlichen Aussichtsturm aus. Moosarten „bei der Arbeit“ sehe ich so nicht, bekomme kein wirkliches Gefühl für diese Landschaftsform. Leider.

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Blick auf den Balksee

Schweben über das Wasser

Ich weiche von meiner geplanten Route ab, denn ich will ja unbedingt die Schwebefähre von Hemmoor über die Oste nach Osten nehmen. Sie hatte gestern einen freien Tag. Weit vor Betriebsbeginn setze ich mich in der vormittäglichen Sonne unter den blauen Himmel am Fähranleger. Dohlen nutzen das Netzwerk des stählernen Trägergerüsts als Tummelplatz. Ihre spitzen Schreie sind nicht zu überhören. Als sich ein Greifvogel auf einem der Stahlträger niederläßt, wird die Aufregung noch größer. Rabenvögel fliegen krächzend vorbei. Von der nahen Ostener Kirche erklingt ein Glockenschlag. Noch eine halbe Stunde. Gegenüber beginnt die Arbeit des Fährmanns. In aller Ruhe richtet er ein, was einzurichten ist. Punkt Elf setzt er das Fahrzeug in Bewegung. Ich bin überrascht: der Motor tut nahezu lautlos seine Arbeit. Gemächlich und in aller Ruhe schwebt die hängende Tragfläche über den Fluss und nimmt mich als einzigen und ersten Passagier auf. Mit dem Fährmann fachsimpele ich während der kurzen Fahrt über mein Tonaufnahmegerät. Er nutzt das gleiche Modell für seinen Oste-Podcast, den er im Internet regelmäßig veröffentlicht.

An der Schwebefähre
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Schwebefähre bei Osten

Öffnungszeiten

Über Oberndorf, wo ich von zufällig getroffenen Radtouristen aus dem Lipper Land Vorschläge für Wandertouren bekomme, fahre ich nach Neuhaus an der Oste. Während der Sturmflut 1962 an der gesamten deutschen Nordseeküste, die auch Hamburg heftig traf, wurden die bis dahin unzureichenden Ostedeiche von hier bis nach Brobergen überspült oder von den Wassermassen durchbrochen. Es gab riesige Sachschäden, zum Glück keine Toten. Neben dem Neu- und Ausbau der Deiche war die wichtigste Schutzmaßnahme danach, die Oste durch ein gewaltiges Sperrwerk vor weiteren Fluten zu schützen. Da muss ich morgen rüber auf meinem weiteren Weg nach Freiburg an der Elbe. Wenn die Klappbrücke die Überfahrt mit Fahrzeugen ermöglicht. Denn die Schifffahrt hat Vorrang vor der Straßenbenutzung. Doch es gibt Öffnungszeiten für den Straßenverkehr. Die hatte ich bei meiner Planung recherchieren können. Auch die Öffnungszeiten des daran anschließenden Fahrwegs unterhalb des Nordkehdinger Elbedeichs. Da dieser unmittelbar an ein Vogelschutzgebiet grenzt, wird er für den Durchgangsverkehr u. a. während des Vogelzugs zwischen Ende Oktober und Anfang April geschlossen. Also werde ich mich auf die ca. 25 Kilometer einsamer Fahrt begeben können. Am Morgen hatte ich noch versucht, mich in „Wiebkes Klönstuv“, einem Gemischtwarenkiosk und angeschlossenem Kaffeegarten, mit lokalem Käse zu versorgen. Der war aber nicht wie gestern versprochen geliefert worden. Es ist eben nicht ganz einfach hier oben, wo die Oste auf die Elbe und die Elbe auf die Nordsee trifft. Ein Mensch ohne Auto, wie ich einer bin, hätte hier schlechte Karten. Mal eben auf einen Wochenmarkt oder in den Supermarkt ist nicht. Die Wege sind weit dorthin.

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Klappbrücke des Oste-Sperrwerks

An den Mündungen

Also rüber über das Sperrwerk. Kein Schiff mit hohen Aufbauten verlangt gerade die Durchfahrt. Gestern war das anders. Bei einem Spaziergang hinüber ertönte auf einmal ein Warnsignal, die Ampel sprang auf rotes Blinken und eine Schranke senkte sich. Ich mußte warten, die Klappbrücke ging hoch. Ein Arbeitsschiff mit seinem Bagger erhielt Durchfahrt. Danach ging es andersrum und ich durfte wieder herüber. Heute ist es einfacher für mich. Die Klappbrücke ist unten. Das Wetter ist gnädig mit mir. Entgegen der DWD-Vorhersage gibt es keinen Regen. Im Gegenteil, ab und zu blinzelt sogar die Sonne durch eine hier und da matte glatte Wolkenschicht. Der vorhergesagte Sturm ist nur ein kräftiger Südwind, der mich ein wenig als Seitenwind ärgert. Allerdings hätte ich hier im Norden auch nicht mit einem Südwind gerechnet. Sei es wie es sei.  Es geht mit leichter E-Motor-Unterstützung entlang des Elbdeichs, dessen Krone links von mir gut sieben Meter über meinen Haarspitzen liegt. Ganz schön hoch. Irgendwo dahinter findet die Oste in der Elbmündung ihre Mündung. Rechts von mir die Wiesen, Weiden und Maisfelder, streng begrenzt durch schnurgerade Gräben, mal flacher und trocken, mal tiefer und wassergefüllt. Ab und zu will ich freie Sicht auf die Elbe haben und fahre hinüber, ein Stück Wegs den Deich auf meiner rechten Seite entlang. 

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Am Elbdeich

Brokdorf

Brunsbüttel am gegenüberliegenden Elbufer kommt mit einer Reihe Windräder in Sicht, die Helgolandfähre, ein Katamaran von Hamburg kommend, braust vorbei. Und dann sehe ich die markante Kuppel des Kernkraftwerks Brokdorf. Flashback. Ich erinnere mich an einen kalten Februartag 1981 in meinem dreißigsten Lebensjahr. Wie ich stapften 100.000 Menschen durch die Wilstermarsch, um den Bau der Atomanlage zu verhindern. Es war eine gespenstisch-militante Atmosphäre, die mich ängstigte. Ich verstand nicht die hochgerüstete Polizei, ich verstand nicht die mit allerlei Werkzeug zum Sturm des Bauzauns ausgerüsteten Demonstranten in vorderster Front. Das war nicht mein Ding. Heute bin ich froh, dass es darum keine politischen Auseinandersetzungen mehr geben muss. Das KKW Brokdorf wird wie alle anderen in Deutschland zurückgebaut. Aber welche Kosten, gesellschaftlich wie finanziell bis dahin! Welche Kosten weiterhin! Welche strahlende Erblast an welchen Orten für wieviel hunderttausende von Jahren? In der hier schon breiten Elbmündung fließt das Wasser weiterhin der nahen Nordsee zu.

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Elbe mit KKW Brokdorf

Vor ewigen Zeiten

Das war nicht immer so. Das Elbe-Urstromtal mündete vor Urzeiten um die 300 Kilome­ter weiter  nordwestlich von hier in die damals dort liegende Nordsee. Ungefähr auf der Höhe des dänischen Skagen. Unterwegs dorthin flossen ihr noch die Wasser der Weser, Ems und vermutlich der Eider zu. Weit draußen verlief die frühere Küstenlinie eines Gebiets, das nach der Doggerbank benannt wurde. Die ist heute eine lang gestreckte Untiefe in der Nordsee, muss zu der Zeit aber wie eine Hügelkette erschienen sein. Auch Helgoland könnte ein impo­santer Anblick als weithin sichtbarer, rot leuchtender Sandsteinfelsen, ähn­lich dem heutigen Ayers Rock in Austra­lien, gewesen sein. Funde von Faustkeilen und Feuersteinklingen belegen die Besiedlung Doggerlands ab etwa 42 000 Jahren vor heute. Heute rollen Nordseewellen darüber hinweg.

Geschlossen

Freiburg an der Elbe erreiche ich mittags in der Jetztzeit. Allerdings hat Freiburg geschlossen, wenn ich das so sagen darf. Kein Café oder Restaurant hat geöffnet. Der Bäcker macht erst morgen früh wieder auf. Die Türen von zwei Dönerbuden stehen zwar offen. Aber fahre ich nach Freiburg an der Elbe, um in einer Dönerbude zu sitzen? Nein. Also auf zum gebuchten Hotel. Aber wie soll es anders sein. Öffnungszeit: ab 16:00 Uhr. Es ist eben nicht ganz einfach hier oben, wo die die Elbe auf die Nordsee trifft. Gnädigerweise darf ich in einem mit einer Plastikplane verhängten Verschlag hinter dem Hotelrestaurant Schutz vor dem aufziehenden Regen suchen. Dafür werde ich am Abend reich entschädigt. Zu einem rustikalen leckeren Essen wird mir zwei Tische weiter die Tagung des örtlichen Stammtisches serviert. Dieser besteht aus einem Wortführer, einem ortskundigen Kommentator, einem Zuhörer, einem stummen Dorfältesten und einem Korpulenten, der zu spät kommt, um noch Fundamentales beitragen zu können. „Lütt un Lütt“ wird ohne Aufforderung von der gewieften Kellnerin zügig serviert, damit die ländliche Welt gerettet werden kann, in dem Mann alles, was da neu, anders, störend, fremd ist, außen vor hält. Mann kennt die Wahrheit, wenn ich dürfte, wie ich könnte, ich würde sagen, was Sache ist. Nichts und niemand wird verschont, ohne Gnade. Alt gegen Jung, Politiker gegen das Volk, Land gegen Stadt, Deutsch gegen alle, Ordnung gegen Unordnung, und die Greta sollte mal nach China gehen, da würde sie schon sehen. Das ist das neue Geht-doch-nach-drüben-Totschlag-Argument. Wie gut, dass es noch Stammtische gibt, an denen Mann mal so richtig die Sau raus lassen kann. Darauf einen lokalen Magenbitter.

Er schafft das nicht

Ein Vater und sein Sohn hatten einmal auf ihren Rädern Neuhaus/Oste erreicht. Von dort sollte es dann gemeinsam weiter nach Stade gehen. Der Chef des kleinen Hotels warnt morgens beim Frühstück: „Es solle starken Gegenwind geben, Sturmböen bis zur Stärke 11 und 12 von Hamburg her wehend seien vorhergesagt“. Der Sohn meint, kein Problem, das schaffe er. Schließlich sei er aktiver Radsportler. Kurz vor Stade geht nichts mehr, Vater und Sohn müssen aufgeben. Der herbeigerufene Hotelchef bringt die beiden im Auto nach Stade. Der junge Radsportler ist völlig erschöpft. – Jahre später übernachtet der Vater wieder im gleichen Hotel. Er erzählt, sie hätten einen Tag länger als geplant in Stade bleiben müssen, bevor die Muskelkrämpfe bei seinem Sohn nachgelassen hätten. Zuhause hätte dieser den Radsport an den Nagel gehängt und sei nie wieder auf ein Fahrrad gestiegen.

Ich schaffe es

Der Start in Freiburg/Elbe nach Stade beginnt für mich in einem heftigen Regenschauer. Bei Sturmwind suche ich den Ausweg aus dem eigentlich überschaubaren Freiburg/Elbe und finde ihn endlich. Dann läßt der Regen nach, ein kräftiger Wind bleibt. Mit E-Motor-Unterstützung strampele ich dem Etappenziel entgegen. Der Weg sollte eigentlich weiter entlang der Elbe geführt werden. Doch die Brücke des Sperrwerks der Wischhafener Süderelbe ist nur bis zum letzten September-Wochenende zu überqueren. Danach bis Mai nicht mehr. Das letzte September-Wochenende ist gerade vorbei. Wieder nicht aufgepaßt bei der Planung. Wieder muss ich einen kleinen Umweg in Kauf nehmen. Doch der ist schnell gefunden. Hinter Wischhafen beginnt das Obstanbaugebiet des Alten Landes. Ich versorge mich mit den letzten Zwetschgen des Jahres, die hier geerntet wurden. 

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Apfelplantage bei Drochtersen

Fast die gesamte restliche Strecke läuft der Fahrradweg dann entlang einer viel befahrenen Straße abseits der an der Elbe liegenden ausgedehnten Industrieanlagen nach Stade. Also mache ich ordentlich Gummi. Für diese Woche habe ich genug gesehen. Habe viel Neues erfahren von Landschaften, Gegenden und Orten, die ich bis dato nicht kannte. Und freue mich auf die Fortsetzungen.

Verstehen die uns?

Auf dem Rückweg auf dem Schienenwege steige ich am Bahnhof Hamburg-Harburg um. Es herrscht mal wieder ein Anzeigenwirrwar bei der Deutschen Bahn. Eine kleine Gruppe, junge Frau mit drei kleinen Kindern, Oma und Helferin der Bahnhofsmission samt umfangreichem Gepäck steigen dadurch bedingt beinahe in den Zug nach Lüneburg ein, obwohl sie nach Bremen wollen. Als sie des Irrtums gewahr werden, bevor sie einen Wagen des falschen Zugs besteigen können, ruft die Oma erschrocken aus: „Da haben wir ja noch mal Glück gehabt. Wie wären wir denn von Lüneburg wieder zurückgekommen? Das hätte was gegeben!“ Das älteste Kind, Mädchen, ca. 5 Jahre alt darauf erschrocken: „Oma, welche Sprache sprechen denn die Leute in Lüneburg? Können die uns überhaupt verstehen?“

Von mir verfasst im Oktober 2021. Zum Schluss wieder ein paar Bewegtbilder der Tour. Seid alle gegrüßt von Bernhard Weiland, eurem „Alten Mann am Fluss“!

(Beachtet bitte, dass für einen möglichst ruckelfreien Ablauf des Videos eine ordentliche Internetverbindung/WLAN förderlich ist.)